Der Dom St. Stephan zu Leitmeritz

Die Leitmeritzer Domkirche wird zum ersten Mal im Jahr 1057 belegt. Als Fürst Spytihněv II. gegen 1057 das Kollegiatkapitel bei der Kirche des heiligen Stephan gründete, war die Kirche wahrscheinlich schon ein Steingebäude, denn sie wurde in der Gründungsurkunde als Basilika beschrieben. Die romanische Kirche, die im 14. Jahrhundert im gotischen Stil umgebaut wurde, wurde in den Jahren 1662 bis 1664 niedergerissen. Unmittelbar darauf wurde der heutige Dom erbaut, und zwar in den Jahren 1664-1668 im Frühbarockstil durch italienische Baumeister, zu denen Domenico Orsi und wahrscheinlich auch Giulio Broggio gehörten.

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Von außen sieht die Kirche wie eine dreischiffige Basilika aus, aber innen zeigt sie sich in einem einzigen Raum mit drei durchgehenden Kapellen auf beiden Seiten, die sich in einer Arkade zum Kirchenschiff hin öffnen.

Die Kathedrale hat eine Länge von 50 Metern, eine Höhe von 20,50 Metern und eine Breite im Kirchenschiff mit den Kapellen von 22 Metern. Die Fassade wurde mit zwei Türmen entworfen, die auf die Höhe des Hauptvorsprungs abgesenkt und unmerklich in den Prospekt der Fassade eingearbeitet wurden.

In der Front gibt es den Haupteingang mit einem Sandsteinportal und einer gehämmerten Tür, die 1742 vom Schlosser Gabriel Boehmer geschaffen wurde. Über dem Eingang befindet sich das Wappen des Gründungsbischof Schleinitz, darüber gibt es die 1700 geschaffene Statue des heiligen Stephan und das Wappen des Bischofs Königsegg, der sich um die Domsanierung verdient machte. An den Portalseiten stehen die Statuen des heiligen Felix und des heiligen Viktor.

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Im Innern blieb die komplette im schwarz-goldenen Ohrmuschelstil durchgeführte Grundausstattung aus der Schleinitz-Ära erhalten. Sie besteht aus dem Hochaltar, sechs großen Seitenaltären, der Kanzel, Chor- und Schiffbänken und zwei Beichtstühlen. Darüber hinaus gibt es eine Kredenz und Schränke in beiden Sakristeien.

Die fünf großen Altarbilder wurden von Karel Škréta gemalt. Weitere Gemälde wurden unter anderen von Jan Czech und J. P. Molitor geschaffen.

Hochaltar

Der Hochaltar ist mit dem von Karel Škréta (1610-1674) geschaffenen Gemälde "Steinigung des heiligen Stephan" versehen. Im Ansatz befindet sich das Bild "Mariä Himmelfahrt", das Mat. Zimbrecht (1626-1680) malte. Der zweite Bischof von Leitmeritz Jaroslav Graf von Sternberg (1676-1709) schenkte das Kruzifix, dessen Korpus aus Elfenbein ist. Am Piedestal befindet sich ein Relief des heiligen Stephan. Es handelt sich um eine ausgezeichnete Augsburger Arbeit.

Seitenaltäre

(beginnend links vom Hochaltar; von vorne nach hinten)

Altar der Schmerzhaften Muttergottes – Mater Dolorosa

Der Altar beherbergt den Tabernakel. Statt des Altarbildes gibt es eine prachtvolle Pieta aus der ursprünglichen Kollegiatkirche. Bis 1900 war sie mit einem Glasschrank versehen, der von zwei Engeln gehalten wurde.

Altar der heiligen Schutzengel

Der Altar verfügt über ein von Škréta geschaffenes Gemälde, das den Erzengel Raphael darstellt, wie er den jungen Tobias führt. Im Holzrelief ist der Traum des Patriarchen Jakob abgebildet.

Altar des heiligen Wenzel

Der Altar ist mit einem von Škréta gemalten Bild verziert. In einem kleinen Sarg werden die Reliquien des heiligen Felix aufbewahrt, die vom Bischof Sternberg aus den Cyriakus-Katakomben in Rom nach Leitmeritz gebracht wurden. Im Relief sind Szenen aus dem Leben des heiligen Wenzel und des heiligen Felix abgebildet.  

Altar der Frohen Muttergottes – Mater Gaudiosa

Der Altar ist mit einem Tafelbild versehen, das die Muttergottes mit dem Jesuskind darstellt. Es handelt sich um ein Gnadengemälde byzantinischer Art. Der erste Bischof hatte eine persönliche Beziehung zu dem Bild, und daher wünschte er sich, in der Gruft vor dem Bild bestattet zu sein. Sein Nachfolger Bischof Sternberg ließ dorthin im Jahr 1692 die Reliquien des heiligen Viktor bringen. Über dem Reliquiar gibt es ein Gemälde, das diesen Heiligen darstellt und von Kryštof Tietze gemalt wurde. Im unten angebrachten Relief ist eine Szene aus dem Leben des heiligen Viktor abgebildet.

Altar der heiligen Apostel Petrus und Paul

Das Altarbild wurde von Škréta gemalt. Am hölzernen Antependium sieht man ein Relief mit den Szenen aus dem Leben beider Apostel.

Altar des heiligen Adalbert

Das Altarbild wurde von Karel Škréta geschaffen. Über dem Altartisch gibt es einen verzierten Sarg mit den Reliquien des heiligen Klemens, die aus den römischen Katakomben stammen.

Kleine Seitenaltäre
Altar des Herzen Jesu

Früher gab es dort einen der Verwandtschaft Christi geweihten Altar mit einem 1690 von Kryštof Tietze gemalten Bild. Statt des Altarbildes ließ Bischof Josef Gross dort eine Herz-Jesu-Statue anbringen. Auf der Predella befindet sich ein Bild der Muttergottes der immerwährenden Hilfe. Das Holzrelief unten zeigt das Ableben der heiligen Anna.

Altar der heiligen Barbara

Der Altar verfügt über ein von Frant. Ant. Mueller (1697-1753) aus Prag gemaltes Bild. Unter dem Bild gibt es ein Relief, das die Hinrichtung der heiligen Barbara darstellt. An den Seiten stehen die Statuen der heiligen Agatha und Apollonia. Am Pfeiler gegenüber ist eine Gedenktafel für den Domdechanten F. Reintsche (gestorben am 14. Januar 1744) angebracht, der diesen Altar errichten ließ.

Altar der heiligen Maria Magdalena

Das Altarbild ist ein Werk von Josef Czech aus Leitmeritz (gestorben 1779), darunter eine Kartusche mit einem Relief, auf dem Maria Magdalena abgebildet ist, wie sie die Füße Christi wäscht. Im Ansatz befinden sich ein Bild der heiligen Paulina und an den Seiten die Statuen der heiligen Katharina und Veronika.

Altar des heiligen Johannes von Nepomuk

Das Altarbild wurde von Kryštof Tietze im Jahr 1693 gemalt. Am hölzernen Antependium erkennt man ein Relief, das den toten heiligen Johannes von Nepomuk darstellt.

Altar der heiligen Vierzehn Nothelfer 

Das Gemälde wurde von Fr. Mueller gemalt.

Altar des heiligen Sebastian

Der Altar ist mit den Statuen des heiligen Franz Xaver und des heiligen Rochus verziert. Das Altarbild wurde vom Leitmeritzer Meister Josef Czech gemalt, die Statuen wurden von Johann Ant. Eckert geschaffen. Unter dem Altarbild sieht man ein Relief der heiligen Maria Magdalena mit dem Kreuz.

Weitere Kunstwerke

Rechts vom Altarraum hängt ein Bild, das den heiligen Johannes den Täufer darstellt. Es handelt sich um eine 1844 geschenkte Kopie des von B. Strozzi gemalten Originals. Über dem Bild gibt es vier Gemälde, die die Evangelisten darstellen und im Jahr 1844 von Johann Gruss (1790-1855) aus Leitmeritz geschaffen wurden.

In den Pfeilern sind Gedenktafeln für die Bischöfe Aug. Wahala, Ant. L. Frind, Emanuel J. Schoebel, Josef Gross, Ant. A. Weber und Kardinal Štěpán Trochta eingesetzt. Der Wiener Erzbischof V. E. Milde, der vorher Bischof von Leitmeritz (1823-1832) war, ließ entsprechend dem Testament sein Herz in den Dom legen. Es wird unter der Tafel desselben Bischofs aufbewahrt. Die daneben angebrachte Tafel gedenkt Bischof Augustin B. Hille (1832-1865), der sich große Verdienste um die Diözese erwarb.

Das Taufbecken stammt aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts.

Die Marmorgedenktafel erinnert an den Feldmarschall Graf Radicati, der in der Schlacht bei Lovosice (Lobositz) am 1. Oktober 1756 fiel, und dem durch Maria Theresia im Dom gehuldigt wurde.

Die Kanzel besitzt sehr dekorative Schnitzereien. Sie zeigen kleinere Statuen der heiligen Ambrosius, Hieronymus, Augustinus, Gregor des Großen und Athanasius. Das den heiligen Matthäus darstellende Škréta-Bild ist eine Kopie des Gemäldes, das sich in Křešice (Kreschitz) befindet. Die Kopie wurde von Frant. J. Kutscher 1781 geschaffen. Oben befinden sich die Statue des Erlösers und das Wappen von Bischof Schleinitz.

Im Dom gibt es eine Gedenktafel an die Domweihe, die am 21. September 1681 von Bischof Jar. Sternberg vorgenommen wurde.

Orgel

In den alten Rokokogehäusen gibt es eine elektromagnetische Orgel, die von der Firma Jehmlich in Dresden im Jahr 1942 gebaut wurde. Sie verfügt über 4 Manuale, 56 Register und 3944 Pfeifen.

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Weder die gotische Kirche noch der Barockdom hatten einen Turm. Mit dem Bau eines alleinstehenden Turms, also außerhalb des Doms, wurde während der Amtszeit von Bischof Hugo Graf von Koenigsegg (1711-1720) begonnen. Damals ließen sich nur 11 m tiefe Fundamente graben, auf denen ein hölzerner Barockglockenturm gebaut wurde.

Es war dann erst Bischof Anton L. Frind (1879-1881), ein bekannter Historiker, der die Vollendung des Turmes veranlasste. Die Arbeiten von 1883 bis 1889 wurden nach den Plänen des Wiener Architekten Heinrich Ferstel durchgeführt und vom Leitmeritzer Baumeister Franz Sander geleitet. Am Bogen, der den Dom mit dem Turm verbindet, befindet sich das persönliche Wappen des 14. Bischof von Leitmeritz Emmanuel Johann Schöbel.

Autor der Fotografien auf dieser Webseite: af